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L.A.Crash

Daten

111 Min., Dänemark/Niederlande/Schweden 2015

REGIE: Thomas Vinterberg
DREHBUCH: Tobias Lindholm, Thomas Vinterberg
KAMERA: Jesper Toffner
SCHNITT: Janus Billeskov Jansen, Anne Østerud
MUSIK: Fons Merkies

KOSTÜME: Ellen Lens

DARSTELLER: Ulrich Thomsen, Trine Dyrholm, Helene Reingaard Neumann, Fares Fares etc.

Foto: 

 

Regie: Thomas Vinterberg

Im neuen Film Thomas Vinterbergs „Kollektivet“ macht der Zuschauer eine Zeitreise ins Dänemark der 70er Jahre, als zerzauste Haare noch hip waren und geistige und körperliche Freiheit noch als höchstes Gut galt. Erik (ULRICH THOMSEN) erbt die Villa seiner Eltern. Seine Frau Anna (Trine Dyrholm), die spürbar neue Herausforderungen und Abenteuer in ihrem Leben braucht, überzeugt ihn, das große Haus nicht zu verkaufen und stattdessen gemeinsam mit ihrer Teenager-Tochter Freja (MARTHA SOFIE WALLSTRØM HANSEN) eine Kommune zu gründen. Durch unterhaltsame Vorstellungsgespräche mit potentiellen Mitbewohnern und demokratische Abstimmungen, wer einziehen darf, kommt eine chaotische, aber liebenswerte Kommune zusammen, in der sich Anna sehr wohl fühlt und in die sich auch Erik einzuleben scheint. Doch das locker-leichte Zusammenleben der Kommune währt nicht lange, denn Erik verliebt sich plötzlich in seine Studentin Emma (HELENE REINGAARD NEUMANN).

 

Danach ändert sich die Stimmung des Films radikal. Anna versucht die freiheitlichen Prinzipien, die sie in der Kommune leben, auch auf ihre Ehe mit Erik anzuwenden und schlägt ihm vor, Emma in die Kommune einziehen zu lassen. Mit dem Verlust bei gleichzeitiger Beobachtung seiner neu entfachten Liebe für eine andere, jüngere Version von ihr selbst, kommt Anna nicht klar. Nach und nach kann das Publikum das Zerbrechen einer willensstarken, erfolgreichen Karrierefrau beobachten. Die Kamera folgt ihr auf Schritt und Tritt auf dem Leidensweg, fokussiert alle Falten ihrer immer noch reizenden Gesichtszüge, die Farben werden entsättigt. Trine Dyrholm spielt das Leid und die Vereinsamung Annas in der Gesellschaft der Kommune überzeugend qualvoll, dass es dem Zuschauer schwer fällt, sich von den Emotionen zu abstrahieren. Für ihre Rolle in Kollektivet wurde Trine Dyrholm zurecht mit einem Silbernen Bären für die Beste Darstellerin ausgezeichnet.

 

Wie in seinen bekanntesten Filmen „Das Fest“ (1998) und „Die Jadg“(2012) stehen auch hier die zwischenmenschlichen Beziehungen, die in natürlich wirkenden Dialogen und der Arbeit mit langen Einstellungen nonverbaler Kommunikation präsentiert werden, im Mittelpunkt und spiegeln Stimmungen präzise wider. Obwohl auch hier die Dialoge und das ästhetische Einfangen des Alltagslebens einen Genuss darstellen, erscheint Kollektivet im Vergleich zu den anderen Filmen in sich weniger stimmig und weniger zusammenhängend. Zwar war das Umschalten vom allgemein stimmungseinfangenden Fokus der Kommune auf Annas Schicksal Teil des Plans, den Bruch in ihrem Leben darzustellen, jedoch brach diese Zäsur auch mit dem vom Zuschauer vermuteten Kern des Films, der Kommune. Die Kommune wird ab der Hälfte des Films in den Hintergrund gestellt, vor dem sich die Ehetragödie Annas abspielt. Als Zuschauer bewundert man das Spiel und die Verliebtheit der Kamera in die Drei-Eck-Beziehung, vermisst jedoch plötzlich die anderen Charaktere der Kommune, die im ersten Teil so liebevoll eingeführt wurden. Insgesamt jedoch ein sehr sehenswertes Werk des dänischen Filmkünstlers Vinterberg und allein die schauspielerische Leistung Trine Dyrholm ist es wert, ein Programmkino im April aufzusuchen.

 

Gesehen von Anna Cvetkov

 

 

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