Es war sicherlich keine einfache Entscheidung, doch nun ist es raus,- eines unserer Lieblingsfilmfestivals wird 2020 weder verschoben, noch eine Online-Ausgabe erhalten. Es wird ersatzlos ausfallen. Da ist einem beinahe zum Heulen zumute, doch im Frühjahr 2020 sind eben andere Dinge wichtiger, ob man will, oder nicht. Unsere Liste der verschobenen oder abgesagten Filmfestivals war inzwischen im Mai angekommen und irgendwie war da noch die leise Hoffnung, dass bis Ende Juni, dem Start des Münchner Filmfestes der Shutdown beendet und eine Chance auf ein reales, wie auch immer angepasstes Filmfest München bestehen würde. Doch nun wurde am 6. April, fast drei Monate vor dem offiziellen Festivaldatum, die Entscheidung von Festivalchefin Diana Iljine gemeinsam mit den Gesellschaftern bekannt gegeben: Das Filmfest 2020 wird ausfallen.
Alternativlos
Die wichtigsten Beweggründe waren schon im Vorfeld absehbar. München war Teil des internationalen Festivalzirkels, hat nicht wenige Filme der davor stattfindenden Festivals wie Cannes, nach München geholt, hat FilmemacherInnen aus der ganzen Welt eingeladen. Cannes wurde bis auf weiteres verschoben und Filmemacher würden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit weder aus den USA, noch aus Asien, Afrika oder auch den europäischen Nachbarländern anreisen können.
Die Art der Filme,- einmal dass es sich um Spielfilme, andererseits zugleich um Kinofilme handelt, erzeugt weitere Probleme. Für eine Online Ausgabe des Festivals würden Produzenten / Verleiher, die auf einen Kinostart hinarbeiten, sicherlich keine Rechtefreigabe erteilen. Zudem sind die Bandbreiten im Internet derzeit extrem begrenzt, auch dies ein Grund, weshalb es keine Online Ausgabe geben wird. Und viele Filmgeber, die bereits unter früher geplanten Startterminen zugesagt hatten, würden nun, da alle Starts verschoben sind, ebenfalls ihre Zusage zurückziehen. Die weltweiten Abhängigkeiten sind zu groß, selbst eine verkürzte kleinere Filmfest Ausgabe hätte Probleme gehabt, das gewohnte Qualitätsniveau zu halten.
Zudem haben Festivals von der Größe des Münchner Filmfests eine recht lange Vorlaufzeit. Theoretisch müssten die Vorbereitungen bereits jetzt auf Hochtouren laufen, seit knapp drei Wochen arbeitet der Organisationsstab nur im Home-Office. Die Notwendigkeiten des intensiven Vorbereitens waren nicht vereinbar mit den Sicherheitsnotwendigkeiten verursacht durch die Covid 19 Epedemie.
Diana Iljine dazu:
„Dass es nicht anders geht, als das FILMFEST MÜNCHEN dieses Jahr abzusagen, bedrückt mich sehr. Mein Team und ich haben mit viel Liebe und Herzblut an der Edition 2020 gearbeitet und zahlreiche Teilprojekte schon weit vorangetrieben. Aber wir sind nach vielen Gesprächen mit Branchenvertretern, Filmschaffenden, Politikern und Virologen gemeinsam mit unserem Aufsichtsrat zu dem Schluss gekommen, dass alle anderen Szenarien nicht verantwortungsvoll oder schlicht nicht realisierbar sind. Wir werden nun daran arbeiten, dass die Marke FILMFEST MÜNCHEN auch in diesem Jahr sichtbar bleibt und kraftvoll ins nächste Jahr geführt wird.“
In diesem Jahr jedenfalls hätte sich das Filmfest noch einmal rund um das Münchner Kulturzentrum Gasteig organisiern können, ob das 2021 auch noch noch möglich sein wird, wenn bereits im Herbst mit dem Umbau des Gebäudes begonnen werden soll, wird sich zeigen. Wir danken dem ganzen Team des Filmfests für die bisherigen Vorbereitungen der diesjährigen Ausgabe und das intensive Ringen um irgendeine sinnvolle Alternative zu der nun verkündeten Absage des Festivals. Wir freuen uns schon auf das Filmschoolfest im Herbst, welches ebenfalls vom Filmfest-Team organisiert wird, sowie die nächste Filmfest-Ausgabe 2021!