Regie: Barbara Albert
Dauer: 136 Minuten
Kinostart 28.9.2023
Die Geschichte einer jungen Frau, die versucht, ihren Traum Ärztin zu werden zu verwirklichen, aber am Ende doch ziemlich schwierige Entscheidungen für sich selber treffen muss. „Die Mittagsfrau“, von Barbara Albert, ist eine Verfilmung des Bestsellers von Julia Franck.
Helene (Mala Emde) möchte mit ihrer Schwester Martha (Liliana Amuat) nach Berlin ziehen und strebt dort ein Medizinstudium an. Während sich Martha im berliner Nachtleben der 1920er- Jahren austobt, arbeitet Helene in einer Apotheke und trifft auf ihre zukünftige Liebe namens Karl (Thomas Prenn). Helene muss als Jüdin, während des gesellschaftlichen Umsturzes, ihre Identität verheimlichen.
Während ihrer Arbeit als Krankenschwester, trifft sie auf den jungen Nazi Wilhelm (Max von der Groeben), der unsterblich in sie verliebt ist. Er verspricht ihr deutsche Papiere zu besorgen, aber als Gegenleistung muss sie ihn heiraten. Dabei bedenkt sie nicht, dass Wilhelm traditionelle Rollenbilder vertritt. Das widerspricht sich mit ihrer Vorstellung arbeiten zu gehen und Ärztin zu werden. Wilhelm setzt gewaltvoll seine Vorstellungen einer Familie und Beziehung durch. Helene bleibt nichts anderes übrig, als ungeheuerliche Entscheidung zu treffen.
Mala Emdes Schauspiel scheint am Anfang erstmal ein wenig stumpf, bis dem Zuschauer klar wird, dass es nicht am Schauspiel liegt, sondern an ihrer Figur Helene. Nach und nach kann der Zuschauer Helene besser begreifen und baut eine emotionale Bindung zu ihr auf. Ob sie dem Zuschauer sympathisch ist oder nicht, sollte er am Ende selbst entscheiden.
Im Laufe des Films merkt man etwas Unübliches. Das Seitenverhältnis wechselt während des Films ständig zwischen 4:3 und 16:9. Es ist eine ziemlich schlaue und mutige Entscheidung das alte Format zu benutzen, denn es repräsentiert Helenes Situation: Sie fühlt sich ängstlich, in ihrer Entscheidung eingeengt und in ihrer Mutterrolle gefangen.
Der Film läuft zwar in Farbe, aber er hat in seiner farblichen Grundstimmung einen leichten Gelbstich. Außerdem gibt es an ein paar Stellen stark sichtbares Filmkorn im Grading, dieses stilistische Mittel hilft dem Zuschauer dabei, sich besser in Helenes Gedankenwelt und Phantasie hineinzuversetzen. Die vollen 136 Minuten ziehen nur langsam vor sich hin. Helenes Leben wird ziemlich genau gezeigt und viele Situationen werden mehrmals, langsam und recht explizit dargestellt.
Dennoch ist der Film sehr mitreißend und lässt den Zuschauer in vielen Momenten Helenes Leben mitfühlen, da es sehr genau und realistisch dargestellt wird. Die Mittagsfrau ist ein Film über das harte Leben einer deutschen Frau in den 20ern und 30ern in. Über mehrere Jahrzehnte hinweg wird eine Geschichte über Emanzipation, Generationstraumata und Selbstermächtigung erzählt.
Gesehen von Kristina Trinz und Yannick Walter