Miniaturwelten
Licht ist beim Film ein extrem wichtiges Gestaltungsmittel um die Handlung, die Emotionen, die Situation, die Räumlichkeit zu unterstreichen, das ist bei Miniaturwelten, wie wir sie bei Animationsfilmen oder auch bei Puppenfilmen antreffen, nicht anders. Meist ist angestrebt, eine ganze Welt mit naturalistischer oder atmosphärischer Beleuchtung zu erschaffen. Das Licht trägt dazu bei, Stimmungen und Tonalitäten zu vermitteln, den Ort, die Tageszeit und das Wetter zu visualisieren, unsere Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Charakter zu konzentrieren und einen zur Story passenden visuellen Stil zu präsentieren. So könnte ein gelbes oder wärmeres Licht für einen hellen, sonnigen Tag stehen, während kaltes bläuliches Licht die Stimmung eher in Richtung Kälte, Nacht oder Unbehaustheit wendet. Wechseln diese Stimmungen innerhalb einer Szene, wird damit beispielsweise eine Veränderung von heiter zu traurig signalisiert. Im Grunde genommen gelten hier ähnliche Wertigkeiten wie beim Realfilm, man kann mit Low-Key Dramatik und Spannung aufbauen, kann mit heller freundlicher Ausleuchtung Leichtigkeit und Glück erzählen.
Und natürlich stehen auch alle Möglichkeiten der Farbdramaturgie zur Verfügung. Rote Farbtöne können Action, Konflikt, Aufregung und Leidenschaft signalisieren, gedämpfte Farben in Blau, Grün, Braun oder sogar unbunt in Grautönen, können Verlassenheit, Traurigkeit und Trauer bedeuten. Arbeitet man eher mit hellen warmen Farben wie gelb und orange, wird damit Optimismus, Heiterkeit und Freundlichkeit erzählt.
Während sich die normalen Filmscheinwerfer von den Leistungen und der Ausbreitung des Lichts an Menschen und Räumen orientieren, stellt die Ausleuchtung von Stop Motion Filmsets und Makro-Fotosets gänzlich andere Anforderungen. Hier gelten zwar die gleichen Regeln für die Lichtsetzung wie in der realen Welt, wie beispielsweise die 3-Punkt Lichtführung oder auch die Idee, die Personen / Figuren ins Gegenlicht zu stellen, doch die Lichtquellen müssen natürlich viel kleinere Bereiche beleuchten. Die Beleuchtung muss also kleinteiliger und sehr präzise sein, um die Details von Puppen und Miniatursets hervorzuheben. Besonders achten muss man auf die Schatten, deren Wirkung in Trickfilmen deutlich verstärkt sein kann. Damit diese zur Atmosphäre, Anmutung und Erzählung beitragen, ohne abzulenken, muss man versuchen, die Licht,- und Schattenwirkung aus der realen Welt auf die Miniaturwelten zu übertragen.
Bei der Kontrolle der Ausleuchtung ist es sehr hilfreich, dass man heute im Gegensatz zu Zeiten in denen analog auf Filmmaterial mit speziellen Kameras die ein Schrittschaltwerk besaßen, gedreht wurde, über digitale Vorvisualisierungen verfügt. Spezielle Werkzeuge und Software helfen dabei, die Beleuchtung im Vorfeld zu planen und zu testen. Außerdem hat man auch in der digitalen Nachbearbeitung weitere Möglichkeiten, die Lichtgestaltung zu verfeinern und konsistente Ergebnisse zu erzielen. So kann man nachträglich Schattenverläufe per Software in das Bild einfügen oder selektiv einzelne Bildbereiche separat bearbeiten.
Natürlich kann man, wenn man erste Stop-Motion Erfahrungen machen möchte, auch mit normalen Spots und Open Face Scheinwerfern arbeiten, doch für die hohe Schule der Puppentrick-Ausleuchtung verlangt nach präziseren, begrenzteren Lichtquellen. Sicherlich spielt auch die Größe des Miniaturfilmsets eine Rolle, nicht selten sind bei Puppenanimationen die Figuren und Sets je nach Puppendesign, ja auch größer, dann ist man bei den Scheinwerfern etwas flexibler.
Anforderungen an die Lichtquellen
Von den erforderlichen Leistungen her, dürfen die Scheinwerfer schwächer sein, als jene, mit denen man reale Räume ausleuchtet. Das heißt aber nicht, dass Stop Motion Filmsets dunkel ausgeleuchtet sind,- da der Schärfentiefebereich bei Macro insbesondere mit Schnorchelsystemen ziemlich gering ist, muss man meist mit kleineren Blendenöffnungen arbeiten, um eine gewisse Tiefe im Modellfilmset scharf zu bekommen. Und kleine Blendenöffnungen bedeuten, dass man mehr Licht benötigt. Kleine Scheinwerfer, LED-Leuchten, Spiegelsysteme und andere kontrollierbare Lichtquellen finden Verwendung. Sie verfügen häufig über optische Systeme, die das Licht bündeln und natürlich sollten sie dimmbar sein. Da Stop Motion Trickfilmaufnahmen in der Regel über längere Zeiträume hinweg gemacht werden, ist es essenziell, dass die Beleuchtung von Bild zu Bild konsistent bleibt, um Flackern, Farbveränderungen und sonstige visuelle Unregelmäßigkeiten zu vermeiden. Das bedeutet, dass sie Flickerfree sein müssen und eine konstante Farbtemperatur besitzen.
Für die Gestaltung kommen, wenn auch in kleinerer Bauform, ähnliche Werkzeuge zum Einsatz, wie an großen Filmsets. Softboxen, kleine Reflektoren und Diffusoren helfen dabei das Licht zu formen und weicher zu machen. Gobos und Flags sind dafür da, bestimmte Bereiche abzuschirmen oder Lichtmuster zu erzeugen. Wegen der Miniaturgröße, verwendet man als Flags häufig Black Warp Folie. Farbfolien (Gels) die man vor Lichtquellen anbringt, können helfen, Farbtemperaturen anzugleichen oder auch farbige Lichteffekte zu erzeugen.
Da die Scheinwerfer über lange Zeit leuchten und oft recht nah an den Puppen bzw. Figuren aufgestellt sind, sollten diese möglichst wenig Wärme produzieren. Alte Halogenscheinwerfer verbieten sich da automatisch, die setzen die meiste Energie in Wärme um. LED Licht ist da besser geeignet, da man ja ohne Ton dreht, sind auch solche Typen, die Ventilatoren haben, geeignet.
Übrigens sollte man als Lichtstative möglichst stabile Typen wählen, denn es geht nicht, dass die Scheinwerfer versehentlich verrückt werden oder nicht zuverlässig an ihrer Position verweilen. C-Stands sind da sehr zu empfehlen, Sandsäcke können ebenfalls helfen, den Aufbau zusätzlich zu stabilisieren. Weitere Grip-Tools wie Magic Arms, Schwanenhälse oder Ausleger helfen, das Licht optimal zu positionieren.
Hersteller
- Um ein gewisses Grundlicht herzustellen, kann man mit kleineren Lichteinheiten und Softboxen arbeiten. Das kann, so wie auch in der Realität das Himmelslicht, durchaus von oben kommen, oft hängt die Softbox sogar direkt über dem Miniaturset.
- Die Münchner Firma Dedolight bietet eine breite Palette an kompakten und präzisen Leuchten, wie die Dedolight DLH4 und die DLED-Serie an. Sie sind seit vielen Jahrzehnten für ihre präzise Lichtsteuerung und hohe Lichtausbeute bei geringer Größe bekannt. Für die detaillierte Beleuchtung von Miniatursets in Stop-Motion Filmen sind sie perfekt geeignet.
- Viele kompakte LED Scheinwerfer können über einen sogenannten Bowens s-Typ Anschluss mit optischen Vorsätzen ausgestattet werden, welche eine Fokussierung und Lichtlenkung ermöglichen. In diese kann man meist auch Schablonen (Gobos) für Lichteffekte einstecken. (z.B. Godox SL150II Bi LED)
- Flexible LED Panel können, kombiniert mit Frostfolie bei Miniaturfilmsets für realistische Rundumbeleuchtung sorgen. (z.B. LENNO 256S 30x30)
- Manchmal wird man beim Licht auch bei Theaterspots fündig. Wichtig sind auch hier passende Vorsätze und Tore, mit denen man den Lichtkreis eingrenzen kann.
- Spiegel & Reflektionssysteme erlauben es, mit weniger Lichtquellen auszukommen und das Licht unterschiedlich zu reflektieren und zu streuen.