Schon seit Jahren gelten Soziale Netzwerke als perfektes Schmiermittel für alle Arten von kommerziellen Vorhaben. Sie sind quasi Marketing direkt in die Köpfe der potenziellen Kunden hinein, lediglich ein wenig verschleiert durch Marktschreier, die sich als nahezu beste Freunde tarnen, auf neudeutsch auch Influencer genannt.
Was diese Influencer so leben und empfehlen, macht man gerne nach, was sie kaufen, kauft man auch gerne, schließlich ist das keine plumpe Reklame, sondern eine echte Empfehlung von echten Beinahe-Freunden. Dass diese Influencer sich häufig Millionenschwere Villen kaufen können, von dem was ihnen Handelsunternehmen für ihre Dienste so zahlen, ist beeindruckend, schließlich gewähren diese uns doch angeblich nur einen unverstellten Einblick in ihr ganz gewöhnliches Alltagsleben.
Nun hat sich die letzten Jahre herausgestellt, dass ausgerechnet jene Netzwerke, von denen wir annehmen, dass wir dort lediglich irgendwie mit Freunden verbunden seien, minutiös alles, was wir tun, bevorzugen, wofür wir uns interessieren oder auch nur flüchtigst angeschaut haben, protokollieren. Die Wenigen, die persönliche Daten zu ihrem Profil mit viel Mühe eingefordert haben (dazu ist man nämlich berechtigt), wurden mit 200 und mehr A4 Seiten an protokollierten Informationen überrascht. Und als wäre diese Orwellsche "Big-Brother" Dystopie nicht schon schlimm genug, verkaufen diese Netzwerke all unsere Daten an Handelskonzerne, die damit u.a. unser Kaufverhalten analysieren. Und unser Denken, unsere Meinungen und Haltungen können sie mit diesen Detailkenntnissen unseres Interessengemischs auch gleich mit beeinflussen.
Dabei war die Idee, Menschen quasi weltumspannend miteinander zu verbinden, eigentlich faszinierend. Doch so langsam dämmert so Manchem, dass vielleicht nicht alle Fünftausend Freunde, die man da auf Facebook, Twitter LinkedIn & Co so zu haben scheint, auch wirklich Freunde sind. Und dass manche davon nicht einmal Menschen, sondern schlicht automatisierte Meinungsmaschinen, so genannte Bots sind. Und selbst Jene, die man, dem ständigen Drängen von Facebook als Leute, die man möglicherweise kennt, zu seinen Freunden hinzugefügt hat, waren ja nicht automatisch Personen, mit denen man irgendetwas zu besprechen hätte. Bloss weil ich mal mit Jemand in die Schule gegangen, mit Jemand in der gleichen Stadt gewohnt habe, habe ich nicht automatisch etwas mit diesen auszutauschen.
Entsprechend waren diese auch nur Personen, die sporadisch irgend einen Müll gepostet haben und je mehr "Freunde" man da so zusammengelinkt hat, desto mehr Posts kamen dann auch zusammen. Leider sind da nicht nur interessante Bilder und Texte dabei, wie inzwischen unübersehbar geworden ist, transportieren einige Posts auch Vorurteile, Hass, Desinformation, Verleumdungen, Lügen und mehr.
Doch daran haben sich die Betreiber der Plattformen kaum gestört. Jeder neue Post erzeugt Aufmerksamkeit, ist bei YouTube vielleicht eine Werbeschaltung vor dem Video und spült weiteres Geld in die Kassen der Networks. Je mehr "Friends" wir haben, desto öfter postet irgendwer, desto öfter schauen wir nach, desto mehr Geld verdienen die Netzwerke. Ein Teufelskreis, der einen immer bittereren Beigeschmack hat. Dank unzähliger Schwindeleien, Lügen, Manipulationen und verkaufter privater Informationen haben die Netzwerke längst unser Vertrauen verspielt, vielleicht ist es Zeit, so wie man bei einem Wohnungsumzug Ballast abwirft, auch die Netzwerke samt falscher "Friends" abzuwerfen, sich zu "entliken". Dann hat man auch wieder mehr Zeit für Jene, denen man wirklich etwas zu sagen hat.
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