Es ist schon spannend, sich vor Augen zu führen, welche Wirkung, ja Beklemmung so manche Dystopie früherer Science-Fiction Filme in den Zuschauern auslöste. Seltsamerweise waren und sind in diesem Genre traumhafte Paradieszustände deutlich unterrepräsentiert während die Schauergeschichten stets überwogen. Das ist insofern nachvollziehbar, weil gute Science-Fiction stets versucht hat, die Menschen vor negativen Entwicklungen und Konsequenzen ihres Tuns zu warnen. Letztlich waren sie immer eine nur mäßig versteckte Aufforderung an die Menschheit, ungute Entwicklungen aufzuhalten.
Ob es die drohende Kernschmelze in atomaren Kraftwerken war, der Chemieunfall mit weitreichendsten Folgen, das allwissende Kontrollsystem, die selbstgezüchteten resistenten Viren oder gar das Umkippen ganzer Klimazonen, die Vorstellung, das Unvorstellbare im Kino vorgeführt zu bekommen, war stets verlockend, ja faszinierend.
Ganz gleich ob „1984", „Fahrenheit 451", „Terminator", „Blade Runner" oder „I am Legend", die beispielsweise völlig abseitige Vision, dass sich in irgendeiner Zukunft praktisch überall Kameras und Mikrofone befinden, welche die Menschen einmal beobachten, belauschen würden,- war immer wieder gut für einen filmischen Horror.
Oder der Gedanke, dass vollautomatisierte selbststeuernde Gerätschaften und Fahrzeuge außer Kontrolle geraten oder mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Computer sich dem Willen ihrer Besitzer widersetzen, ja sogar gegen sie kämpfen würden, war jahrzehntelang absolut tauglich, in Kinosälen Gänsehaut zu verbreiten.
Oder jene Medaillons, Stirn,- oder Armbänder, welche alle nur erdenklichen Körperfunktionen wie Herzfrequenz, Körpertemperatur einschließlich vasomotorischen Reflexen drahtlos an irgendwelche unheimlichen Mächte übermittelten, - was für eine gruselige Idee, seine Privatsphäre gänzlich an anonyme Konzerne oder Datenbroker zu verlieren.
Nach Fukushima, Polareisschmelze, Schweinepest und NSA sind viele der einstigen Scifi-Bedrohungen deutlich näher gerückt. Und auch der einstmals beängstigende Gedanke, in jeder Wohnung könne sich in ferner Zukunft einmal jeweils eine Kamera befinden, ist angesichts von Handys, Tablets, Flatscreens etc. geradezu lächerlich banal geworden. Die im Kino aufgezeigten, bedrohlichen Technologien und Entwicklungen gibt es natürlich nach wie vor, nur feiner und perfekter.
Mit einem winzigen Unterschied: Heute fragen die Menschen nicht mehr, wie man um Himmels Willen so etwas verhindern könne, sondern eher wo man so etwas kaufen oder in welchem App-Store man es downloaden kann...
Weitere Filmgedanken: