Beinahe jeder kennt das, dieses Zucken welches uns an unserer Wahrnehmung oder den taktilen Fähigkeiten eine Maustaste gescheit zu bedienen zweifeln lässt, etwa wenn wir eine Webseite öffnen, auf einen Button klicken wollen um auf eine Unterseite zu gelangen und der Seitenaufbau zuckt und schon haben wir auf irgendeine Werbung geklickt. Oder wir sind auf dieser Versteigerungsseite, wollen für ein Produkt auf "Beobachten" klicken und schon zuckt die Seite und wir haben auf "Kaufen" geklickt.
Zeitanzeigen an Bahnhaltestellen machen das indem die 3 Minuten bis die Tram kommt, auch gerne mal 10 Minuten lang dauern und immer wieder auf 2 oder 3 zuckend springen, Votingportale machen das und überhaupt kommt es immer mehr in Mode, uns munter dahin zuckend irgendwelche Dinge unterzuschieben, die wir gar nicht sehen oder gar bestellen wollten.
Neu ist das Prinzip nicht, schon meine achtzigjährige Tante hat das mit ihrem Ehemann so gemacht, wenn sie ihm den Brotkorb mit frischen und älteren trockenen Brotscheiben hinhielt und immer wenn er eine frische Scheibe auswählend zugreifen wollte, verschob sie den Korb, sodass seine Hand eine trockene Brotscheibe erwischte. Nun mag der Aspekt, Essen nicht wegwerfen und stets verwerten zu wollen, ein löblicher sein, doch das Prinzip des täuschenden Zuckens war das Gleiche.
Und haben nicht in vergangenen Jahrhunderten Schwindler auch gerne bei Unterschriftenvorlage die Blätter auf denen eine Unterschrift geleistet werden sollte, im letzten Moment geschickt vertauscht und damit arglos vertrauende Menschen um Haus und Hof gebracht?
Inzwischen arbeiten auch diverse intelligente Flatscreens mit Werbeeinblendungen die nicht mehr vom Fernsehsender, sondern vom Hersteller des Fernsehgerätes geschaltet werden und es gibt bereits kleine Anwendungen, die zuckenderweise den Zuschauer dazu verführen mit seiner Fernbedienung Befehle zu klicken, die dieser gar nicht geben wollte.
Wenn dann das Kind sprichwörtlich erst in den Brunnen gefallen ist und man nach dem warum fragt, laufen die meisten Antworten darauf hinaus, dass man nicht genügend aufgepasst habe, abgelenkt war, nicht erkennen konnte, dass man da in eine Falle getappt oder besser in eine ebensolche geklickt ist.
Womit wir beim eigentlichen Punkt des Problems angekommen wären. Unserer aller Konzentration, Aufmerksamkeit oder schlicht Wahrnehmung wird mehr und mehr durch Ablenkungen aller Art korrumpiert. Auf mehreren Bildschirmen gleichzeitig, mit mehreren Browserfenstern simultan die vor Animationen und zuckenden Menüs nur so flirren, wird das Eigentliche, die Essenz dessen, was wir sehen oder erfahren möchten, verschleiert.
Unzählige Anbieter kämpfen, ringen und tricksen um unsere Aufmerksamkeit, die wiederum häufig auch irgendwie gleichbedeutend ist mit Geld. Was auf der Strecke bleibt, ist unsere Konzentration, ist das sich Vertiefen in ein Thema, ist eine Wahrnehmung die dem eigentlichen Sinn des Wortes noch gerecht wird. Wahrnehmung statt zuckendem Augenkitzel, dies würde, auch wenn es den hippen Marketingabteilungen dieser Welt konträr entgegensteht, der Welt der Medien wieder etwas von ihrem ursprünglichen Sinn zurückgeben.
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