TV, Tablett, Handy und Watch sind die natürlichen Partner des modernen Menschen, so jedenfalls streben es nicht nur die Industrie sondern auch diverse Online-Medien an. Und da sie in ihrem Tun selbstverständlich in Konkurrenz zueinander stehen, wird um die Aufmerksamkeit der User hart gerungen. Wenn man nicht gerade Nerd, Fußballerfrau oder arbeitslos ist, begrenzt sich die Aufmerksamkeit logischerweise auf unsere Freizeit und die ist recht begrenzt. Da trifft es sich gut, dass die "Mobile Devices" uns durch ihre permanente Verfügbarkeit des Internets frühere Leerlaufphasen, etwa an Haltestellen, in Verkehrsmitteln oder an roten Ampeln abringen um uns... ja was denn eigentlich anzubieten? Nun die Möglichkeit überall lesen, kommunizieren, nebenbei Werbung ansehen, und auch gleich etwas online bestellen zu können.
So weit so gut, man gewöhnt sich an die vielen Displays irgendwo zwischen Parkbank, öffentlichem Verkehr und Zahnarztpraxis, doch irgendwie spürt man instinktiv,- die Sache muss doch irgendeinen Haken haben. Die Zeiten, die man uns abgetrotzt hat, nannte man früher altmodisch Pausen, Wartezeiten oder gar Langeweile. Begriffe können schon mal aus der Mode kommen, das ist erst einmal nicht tragisch, doch wie verhält es sich um die Sachverhalte, die dahinter stehen. Den sich im Nirgendwo verlierenden Blick aus dem Busfenster, dem Betrachten der Marmorierung auf dem Fußboden, oder den Wolkenmustern? Was ist mit unseren Tagträumen, dem Abschweifen, dem Entspannen, dem Fabulieren, dem sich treiben lassen?
Sie alle sind geopfert worden, jenen allumfänglichen 24/7 aktuellen und stets neue Updates bietenden Displays und tatsächlich empfindet man Pausen zunehmend als Gefahr, als verlorene Zeit, als Mangel. Nicht nur unsere mobile Devices, sondern wir selbst sind "always online", eine seltsame permanente Anspannung hat von uns Besitz ergriffen, die nach immer neuen Reizen fordert, weil es keine Pausen mehr gibt, jene uralten dramaturgischen Tricks, um "Peaks an Valleys" zu erzeugen, die Struktur und Rhythmus bilden. Bildschirme begleiten uns von der Arbeit, über die Wege, die Mahlzeiten, die Toilette bis ins Bett. Dank ihrer weisen wir zunehmend ADHS Symptome auf, die uns allerdings nicht als Krankheitsbild sondern als Modernität verkauft werden.
Längst weiß man, dass die allgegenwärtigen Displays auch die Augen schädigen, Wissenschaftler schlagen Alarm, dass insbesondere die jüngere Generation, die von klein auf mit der Display-Verseuchung aufgewachsen ist, an einer digitalen Krankheit leidet. Ihre Augenlinsen haben keine Elastizität mehr, die Augen sind trocken, gerötet, das Sehen wird bereits im mittleren Alter unscharf, Rücken, Nacken und Kopfschmerzen runden das Bild einer ernsthaften Bedrohung der Gesundheit ab. US- amerikanische Ärzte raten inzwischen dazu, mehr in die Natur zu sehen.
Vielleicht lohnt es sich ja doch, mal aus dem Busfenster zu schauen, den Blick mal wieder in die Ferne schweifen zu lassen, nach den Wolken zu schauen und das zweifellos größte Display, die wirkliche Welt, wieder mal genauer zu betrachten.
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